Künstliche Intelligenz, Roboter und Sex
Verändert KI die Art und Weise, wie Menschen Sex haben?
Sind smarte Sex-Technologien ein Heilmittel für einsame Menschen oder fördern sie die Verrohung der Gesellschaft? Der Einzug von KI in unsere Intimität wird kontrovers diskutiert.
Auch die Sexindustrie interessiert sich für smarte Technologien
Künstliche Intelligenz (KI) und die Maschinisierung unserer Lebenswelt sind Top Themen in der öffentlichen Diskussion. Während Verfechter von Robotern, KI und IoT den Nutzen für die Menschheit herausstellen, mahnen Kritiker zu Vorsicht und verweisen auf mögliche negative Folgen wie den Verlust von Arbeitsplätzen und menschlichen Gemeinschaften. Geht man nun noch einen Schritt weiter und verbindet die technologische Entwicklung mit dem intimsten Bereich der Menschheit, der Sexualität, wird es richtig heikel: Können Roboter, Iot und KI die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen Sex haben? Welche Auswirkungen wird das auf die Gesellschaft haben? Zumindest die Wirtschaft hat den Bereich der smarten Sex-Technologie bereits entdeckt und ist in Aufbruchsstimmung.
Smarte Sexspielzeuge
Smarte Technologien haben schon vor längerer Zeit Einzug in die Sexindustrie gehalten. So gibt es bereits Sexspielzeug, das per App mit dem Internet of Things (IoT) verbunden wird, und so vom Nutzer ferngesteuert werden kann. Smarte Sex Toys richten sich sowohl an Männer als auch an Frauen oder Paare. Die Geräte lassen sich per Smartphone oder Tablet bedienen, ein Toy kann sogar über die Sprachsteuerung von Alexa aktiviert werden.
Heikles Thema Sex-Roboter
Während der Einsatz von smarten Sexspielzeugen reine Privatsache ist, hat das Thema Sex-Roboter eine größere Dimension: Tatsächlich stellt sich die Frage, welche Auswirkungen der Einsatz von Sex-Robotern auf die Gesellschaft und auf das menschliche Zusammenleben haben wird. Fakt ist, die Sexindustrie ist sehr interessiert daran, intelligente und voll bewegliche Sexpuppen zu entwickeln. Der Sex-Roboter Harmony von Realbotix beispielsweise kann bereits einfache Sätze sprechen, den Kopf und die Augen bewegen und hat ein menschliches (weibliches) Aussehen. Auch bei den Nutzern regt sich Interesse: erste Studien ergaben, dass sich bis zu 40 Prozent der männlichen Befragten vorstellen können, einen Sex-Roboter zu kaufen.
Befürworter von Sex-Robotern argumentieren, dass die Maschinen einsamen Menschen helfen könnten, die beispielsweise ihren Partner verloren haben oder nur schwer soziale Bindungen aufbauen können. Zudem würden Sex-Roboter das Risiko von Geschlechtskrankheiten oder unerwünschten Schwangerschaften minimieren. Gegner kritisieren wiederum, dass Sexbots die soziale Isolation in der Gesellschaft noch steigern könnten. Auch sei denkbar, dass Sex mit Maschinen zu einer weiteren Verrohung der Gesellschaft beitrage, weil statt Gefühlen nur noch Triebe bedient würden. Möglicherweise könnte die Verbreitung von willenlosen weiblichen Sexpuppen auch dazu führen, dass Frauen als Sexualpartner abgewertet werden.
Die Politik muss Verantwortung übernehmen
Die Aufgabe der Politik ist nun, nicht der Sexindustrie alleine das Feld zu überlassen, sondern für Rahmenbedingungen zu sorgen, die mit den Grundfesten unserer Gesellschaft übereinstimmen. So wurde beispielsweise 2018 in den USA ein Gesetz erlassen, das Sex-Roboter mit einem kindlichen Aussehen verbietet. KI in der Sexindustrie zu regulieren ist sicher eine Herausforderung für Politik und Rechtsprechung, es wird aber kein Weg daran vorbeiführen.